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EFI Gutachten

Innovationsstandort Deutschland unter der Lupe

In ihrem aktuellen Gutachten bewertet die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) die Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands. Ein Überblick einiger zentraler Erkenntnisse der diesjährigen Ausgabe. 

Wie steht es um die Innovationsfähigkeit Deutschlands? Eine Antwort auf diese Frage gibt seit 2008 das jährliche Gutachten der eigens dafür von der Bundesregierung eingerichteten Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). Wir haben unsere TZ Fachexpertinnen und -experten nach einer Einschätzung zu ausgewählten Themenbereichen gefragt. 

Strategische Weichen für Innovation 

Bereits mit dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“ unterstrichen die Parteien der „Ampel“ in ihrem Koalitionsvertrag ihren Anspruch, die großen gesellschaftlichen Herausforderungen und dem Umbau hin zu einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft anzugehen.  

Zur Unterstützung dieses großen transformativen Wandels spricht sich die Expertenkommission in ihrem Gutachten für eine neue umfassende Forschungs- und Innovationsstrategie aus. Diese sollte aus Sicht der Gutachter*innen auf den Erfahrungen der Hightech-Strategie aufbauen und das bereits etablierte Investitionsziel für Innovationen in Höhe von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts um eine qualitative Dimension erweitern. Als weitere Maßnahme schlagen sie die Einführung einer sogenannten Zukunftsquote im Bundeshaushalt vor, also für Ausgaben, die erst in mittlerer oder ferner Zukunft einen Nutzen stiften werden. 

Schlüsseltechnologien für die Zukunft 

Das Gutachten unterstreicht darüber hinaus die große Rolle von Schlüsseltechnologien als Enabler, für die Entwicklung neuer Märkte sowie für Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft. Daraus leitet sich die Forderung einer technologischen Souveränität Deutschlands in diesen Bereichen ab. Während dies in den Feldern Produktion sowie Bio- und Lebenswissenschaften bereits gut gelingt, drohen Deutschland und Europa gerade bei digitalen Technologien abgehängt zu werden. 

Als Maßnahmen schlägt die Expertenkommission deshalb vor, die zukünftigen Potenziale von Technologien besser im Blick zu behalten und ein Beratungsgremium für Schlüsseltechnologien zu etablieren. Zudem sollte aus Sicht der Gutachter*innen das Engagement in Standardisierungskomitees erhöht werden und die Zusammenarbeit sowohl auf europäischer Ebene als auch darüber hinaus – etwa mit asiatischen Partnern – zu verbessern. 

Die grüne Welle: Nachhaltiger mobil 

Angesichts rekordhoher Spritpreise ist derzeit nicht zu übersehen, wie abhängig der Verkehrssektor hierzulande noch immer von fossilen Brennstoffen ist. Ein Wandel ist nötig, auch mit Blick auf die deutschen Klimaziele, die eine Reduzierung der Emissionen des Verkehrssektors auf null bis zum Jahr 2045 vorsehen. 

Dies kann aus Sicht der Gutachter*innen nur mit einem Umstieg auf neue Antriebsarten und alternative Kraftstoffe gelingen, wobei der batteriebetriebene Pkw sowohl ökologisch als auch ökonomisch die vorteilhafteste Alternative darstellt. Weitere Möglichkeiten ergeben sich auch durch neue Entwicklungen bei der Digitalisierung und bei dem autonomen Fahren. 

Als geeignete konkrete Maßnahmen führt das Gutachten unter anderem auf: Ein hinreichend hoher CO2- Preis durch eine Kombination aus CO2-Preis und einer entsprechend angepassten Benzin-/ Dieselsteuer, die Förderung von neuartigen Batterien mit geringerem ökologischem Fußabdruck sowie den Abbau von Hürden für Anbieter neuer, innovativer Mobilitätsangebote. 

Die Macht der Plattformen 

Ein weiteres zentrales Thema des Gutachtens ist das Innovations- und Wertschöpfungspotenzial von Plattformen für die deutsche Wirtschaft, das die Expert*innen der Kommission als hoch einschätzen – insbesondere im Bereich B2B. Aus diesem Grund plädieren sie dafür, dem weiteren Vordringen der etablierten B2C-Plattformunternehmen aus den USA und China wie Google, Amazon oder Alibaba in den B2B-Sektor etwas entgegenzusetzen. Dem europäischen Projekt GAIA-X könnte hierbei aus Sicht der Gutachter*innen eine Schlüsselrolle zukommen. 

Ein Plan für ein digitales Gesundheitswesen 

Auch das Thema Gesundheit wird im Gutachten adressiert. Dabei unterstreichen die Autor*innen des EFI-Gutachtens die Innovations- und Wertschöpfungspotenziale der Digitalisierung im Gesundheitswesen, sehen aber noch einige Hindernisse auf dem Weg, diese auch tatsächlich zu erschließen. So belegt Deutschland im europäischen Vergleich bei der Digitalisierung nach wie vor einen Platz im unteren Drittel. Dies zeige laut der Expertenkommission auch die gescheiterte Einführung des elektronischen Rezepts zum Jahreswechsel 21/22. 

Die Gutachter*innen empfehlen daher, gerade die Einführung zentraler Anwendungen wie die Telematikinfrastruktur (TI), elektronische Patientenakte (ePA) und digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) stärker zu unterstützen – auch durch geeignete Finanzierungen. Wichtigste Maßnahme für die Förderung der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist aus ihrer Sicht aber die bereits im Koalitionsvertrag angekündigte Digitalisierungsstrategie, die möglichst schnell auf den Weg gebracht werden sollte.

Das gesamte Gutachten kann auf der Website der EFI kostenlos abgerufen werden.

 

Weiterführende Links und Informationen: 

Auswahl von Projekten, in denen das VDI TZ für Bundesministerien im Bereich Schlüsseltechnologien aktiv ist:  

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